Generation TikTok?
Hast du dich mal gefragt, warum sich dein Kind in schulischen Angelegenheiten so schlecht konzentrieren kann?
Fakt ist, dass Jugendliche mehr Zeit am Handy und auf sozialen Plattformen verbringen, als wir als Eltern und Erwachsene das für notwendig befinden – es stresst uns richtiggehend. Darüber sind wir uns ja alle einig.
Natürlich hat das Medium Möglichkeiten für unsere Jugendlichen, die in vielerlei Beziehung auch sinnvoll sind.
Viele soziale Strukturen laufen über das Handy und auch viel Wissenserwerb.
Ein Teil des Konflikts ist natürlich auch dem Generationsunterschied und der Pubertät geschuldet: wir Erwachsene sind zum großen Teil anders aufgewachsen und können nicht verstehen und nachfühlen, warum unsere Kinder so viel Zeit an einem elektronischen Gerät verbringen, statt sich mit Hobbys oder Freunden persönlich zu beschäftigen.
Soweit so gut… und was jetzt? Das Pubertier einfach am Handy lassen?
Definitiv nein.
Aber nicht, weil wir das als Erwachsene und Eltern so beschließen, sondern weil wir einen wichtigen Aspekt mit unseren jugendlichen Kindern besprechen.
Wer nämlich einmal genauer hinsieht und die Gehirnforschung mit einbezieht, kommt auf einen Grund, der nun wirklich überzeugen kann, warum es sinnvoll ist, das Handy in bestimmten Zeiten weg zu legen.
Beginnen wir mit der Morgenroutine:
Natürlich wollen unsere Jugendlichen in der Früh ihre Nachrichten checken. Dagegen ist auch nichts zu sagen. Wer aber in der Früh schon anfängt, sich von Kanälen wie Tik Tok, YouTube,… berieseln zu lassen, initiiert in seinem Gehirn ein Chaos-Setting: es wird damit die unter anderem schlechteste Ausgangsposition dafür geschaffen, im Anschluss daran etwas lernen oder begreifen zu können.
Durch die schnelle Abfolge von Bildern wird unser Gehirn darauf programmiert, dass es durch eine hohe Reizflut stimuliert wird. Wir trainieren unser Gehirn auf viele, schnelle Eindrücke. Noch dazu arbeitet im Hintergrund ein Algorithmus, der uns vor allem solche Themen zeigt, an denen wir Interesse haben.
Dies führt zu einer erhöhten Dopaminausschüttung. Dopamin ist ein Hormon, das auch gerne das Belohnungshormon genannt wird. Das wichtigste Hormon auch in Bezug auf Suchtverhalten. Denn unser Gehirn will mehr davon.
Wenn wir uns im Anschluss daran ans Lernen in der Schule machen und in einem Lehrbuch oder im Unterricht auf eine nicht so schnelle Abfolge von Bildern oder Sequenzen stoßen, fällt es dem Gehirn extrem schwer, bei der Sache zu bleiben und sich zu konzentrieren.
Zumal das Thema selbst meist nicht etwas ist, das wir jetzt gerade wissen wollen. Wo es doch auf Snapchat, Insta … vorhin noch so unglaublich viel zu sehen gab, was uns brennend interessiert hat.
Kein Wunder! Dazu darf bitte noch einmal die Tatsache ins Bewusstsein gerückt werden: die Plattformen der Social Media Konzerne sind nicht kostenfrei, weil die Menschen, die sie betreiben, solche Gutmenschen sind.
Sie sind kostenfrei, weil WIR das Produkt sind, um das es geht. Wir werden durch den Besuch auf diesen Plattformen von unseren Surfverhalten und Interessen so stark ausgekundschaftet, dass uns natürlich beim Aufenthalt auf diesen Plattformen genau auf uns zugeschnitten Inhalte präsentiert werden.
Sinn ist, uns möglichst lang auf den Plattformen zu halten und dann gezieltes Produkt-Marketing zu platzieren.
Ein Fest für unser Gehirn: viele schnelle Bilder, alles Inhalte, die uns interessieren und Menschen, die uns durch ihre Posts vorspielen, dass sie ein tolles Leben haben.
Da wird unser Gehirn geflutet mit Informationen und vor allem mit … Hormonen. Ein Glücksrausch.
Beleuchten wir kurz eine andere Tageszeit und deren üblichen Abläufe: auch nachmittags vor den Hausaufgaben oder zwischen den einzelnen Lern-Sequenzen ist das Handy allgegenwärtig.
Zum Teil sogar nebenher bei den Hausaufgaben.
Das funktioniert nicht!
Dafür ist unser Gehirn nicht geeignet und die Maschinerie der Psychologen und Marketing-Experten im Hintergrund einfach zu gut ausgebildet.
Es schafft kein Mensch, dem zu widerstehen, wenn er sich dessen nicht bewusst ist.
Schaut euch bitte mit euren Kindern das Social Dilemma und die TikTok-Lüge als Filme an und nehmt das als Anlass auch für den eigenen Medienkonsum und für Gespräche.
Ich habe zum Glück durch mein Fach Kunst in der Schule die Möglichkeit, genau darüber mit meinen SchülerInnen zu reden. Denn es geht um Präsentation, Marketing, Außenwirkung…
Und die jungen Menschen sind wach für diese Themen. Sie wollen wissen, was da passiert in ihrem Gehirn und wie sie dem entgegensteuern können.
Hier geschieht Manipulation, und das im großen Stil, wenn wir dieses Bewusstsein nicht bei uns und vor allem bei unseren Kindern schaffen.
Warum wohl haben alle großen Namen in Silicon Valley ihren Kindern keine iPhones, Tablets, Smartwatches usw. gegeben?
Sie haben tausende Spezialisten im Bereich, Marketing und Psychologie darauf angesetzt, eine Droge zu erschaffen. Sie werden doch ihre eigenen Kinder nicht dieser hochspezialisierten Droge aussetzen.
Fazit ist: schon wer sich nach einer kurzen Zeit auf diesen Plattformen im Anschluss auf etwas konzentrieren möchte, was im Bereich „nur“ Lernen oder Informationen verarbeiten angesiedelt ist, hat aufgrund der ganz natürlichen Gehirn- Struktur Schwierigkeiten, dies zu tun.
Der Prozess im Gehirn ist auf Dopaminentzug und wir deshalb können nur schlecht bei der Sache bleiben.
Welche Konsequenzen aus diesem Wissen für dich und deine Familie entstehen, entscheidest du selbst.
Denn wir haben immer die Wahl.
Herzlichst,
deine Susanne Seitz