Etwas zum Schmunzeln…
Seit ich mich erinnern kann beherbergt unser trautes Heim ein drittes Kind. Es heißt Weißnich. Alle haben es gesehen, nur ich nicht. Für mich steht nur fest, dass es ein grauenvoller Schlamper ist…
“Wer hat die Haustür offen gelassen?”
“Weißnich.”
“Wer hat das Stück Seife im Waschbecken aufweichen lassen?”
“Weißnich.“
“Wer hat die Schokolade aufgegessen, die ich zur Tortenverzierung brauche?”
“Weißnich.”
Dieser Weißnich wird mich noch wahnsinnig machen. Er hat zwei Regenschirme verloren und vier Trinkflaschen und eine Sporttasche irgendwo stehenlassen. Er hat dreizehn überfällige Bücher nicht zur Bücherei zurückgetragen, seit drei Jahren kein Zeugnis mehr aus der Schule heimgebracht und eine Brotzeitdose mit Käsebrot drei Wochen lang im Auto unter meinem Sitz liegengelassen.
Neulich klingelte das Telefon. Ich raste vom Briefkasten ins Haus, stieß mir das Schienbein an, riss mir in der Tür den Fingernagel ein und kam noch rechtzeitig in den Flur, um mit anzusehen, wie mein Sohn den Hörer auflegte.
“Wer war es denn?” fragte ich keuchend.
“Weißnich. Wollte dich sprechen und ich habe gesagt, dass du gerade nicht da bist.”
Als ich das meiner Freundin erzählte, sagte sie:
“Mach dir nichts daraus. Ich habe auch seit Jahren ein unsichtbares Kind.”
“Wie heißt denn Deines?”
“Niemand.”
“Auch so ein Schlawiner?”
“Mit dem verglichen, waren Max und Moritz Musterknaben!
Er hat die Scheibe im Keller zerbrochen, er lässt die Post im Flur legen, so dass jeder darüber steigen muss, er isst den letzten Keks aus der Schachtel und lässt die leere Schachtel in der Speisekammer stehen, er vergisst Papiertaschentücher in der Hosentasche der Hose, die er in die Wäsche schmeißt und stellt die leere Milchtüte zurück in die Kühlschranktür…!
Wenn ich dann frage, wer es war, dann war es Niemand!“
„Ha”, sagte ich erbittert, „Du solltest Weißnich kennenlernen!
Der hat neulich beim Weggehen sage und schreibe alle Lampen angelassen – wo wir uns doch darüber in der Familie unterhalten haben, dass wir umweltbewusst handeln wollen. Ich weiß wirklich nicht, wie ich das noch länger aushalten soII.“
Heute früh beim Frühstück fragte ich meine Familie:
“Wer will Fleischpflanzerl zum Abendessen?”
Da blickte mein Mann auf und sagte:
“Miregal.”
Das kann nur eines bedeuten:
Weißnich hat einen Bruder…
~frei nach Erma Bombeck