In der Schule haben Jungen oft die besseren Noten in Mathematik als Mädchen. Aber das heißt noch lange nicht, dass sie auch besser in Mathe sind. An den schlechteren Noten der Mädchen sind nämlich oft wir Eltern und Lehrer mit beteiligt, weil wir die Jungen von vornherein einfach für besser halten. Und wir geben ihnen damit auch grundsätzlich das Gefühl, besser zu sein. Dadurch gehen die Jungs lieber in den Mathe-Unterricht und bekommen bessere Noten. Eine umkehrbare Win-Win-Situation: denn wer bessere Noten bekommt geht auch gerne in den Mathematik-Unterricht ;).
Allein das reicht schon aus, dass sie dort auch leichter lernen und bessere Klassenarbeiten schreiben. Denn wenn es jemanden gibt, der an einen glaubt, dann glaubt man auch selbst an sich. Und schon wird man richtig gut.
Nun, ein bisschen sind also auch die Mädchen beteiligt an diesem Geschlechterklischee und dass sie in Mathe schlechter abschneiden: Sie lassen sich von den Jungen und den Lehrern und den ganzen Vorurteilen ins Bockshorn jagen. Sie lassen sich einreden, weniger gut zu sein; und schon schneiden sie in Tests auch schlechter ab.Watch movie online Logan (2017)
Vor einigen Jahren haben Psychologen an einer amerikanischen Universität das einmal in einer interessanten Studie getestet: Sie haben die besten Mathe-Absolventen der Universität zum Mathe-Test eingeladen. Darunter waren männliche und weibliche Studenten. Die Mädchen waren genauso erfolgreich wie die jungen Männer – bis die Psychologen die Studenten aufforderten, auf den Testbögen ihr Geschlecht anzugeben. Das genügte, um die Mädchen schlechter abschneiden zu lassen.
Nur wegen dieses einen Kreuzchens, das sie am Anfang des Tests bei „weiblich“ setzten, fielen die Leistungen der jungen Frauen dramatisch ab. Als hätten sie mit dem Kreuzchen auch ihr Mathetalent durchgekreuzt. Genau umgekehrt ist es beim Lesen. Da schneiden fast immer die Mädchen besser ab – und zwar erheblich besser, nicht nur ein bisschen wie die Jungs bei Mathe.
In der Pisa-Studie, in der getestet wurde, wie gut Schüler aus verschiedenen Ländern sind, zeigte sich das immer wieder: Die Mädchen lesen sogar so viel besser, als hätten sie im Vergleich zu den Jungen eine ganze Klasse übersprungen. Allerdings liegt auch das wahrscheinlich nicht daran, dass Jungen und Mädchen grundsätzlich anders denken oder andere Gehirne haben.
Es ist wohl eher so, dass Eltern ihre Töchter häufiger vorlesen lassen oder dass zu Hause die Mama häufiger und vielleicht auch schöner die Gute-Nacht-Geschichten vorliest als der Papa. Dann denken die Jungen, dass Lesen wohl etwas ist, was Frauen besser können. Und schon verlieren sie die Lust daran und sind nicht mehr so gut.
(Quelle: Süddeutsche Zeitung 26/4/2012)
Was können wir als Eltern tun, um diese Struktur zu verändern?
Wer liest bei euch vor und wer wird bei Fragen zur Mathe-Hausaufgabe „ins Feld“ geschickt?
Wie wäre es mit selbst umdenken und vorleben?
So dass auch die Jungs Gefallen am Umgang mit Sprache erleben und die Mädchen bewusst an die Mathematik herangeführt werden.
Unsere Kinder zu selbstbewussten, authentischen Menschen heranwachsen lassen, nicht zu typischen Jungs und typischen Mädchen ist das erklärte Ziel.
Ja, Jungs denken anders als Mädchen (siehe keen-teens-Artikel vom 11.6.2015 über ein Interview mit Prof. Dr. Gerald Hüther), doch es gibt so viele verschiedene Wege, die durch unser Gehirn ans Ziel führen.
Das Gehirn kann sogar Bereich, die durch einen Unfall oder eine Störung ausfallen von anderen Bereichen übernehmen lassen oder Überbrückungen herstellen. Die Lösungsstruktur mag eine unterschiedliche sein. Doch unser Vertrauen in die Fähigkeiten unserer Kinder, dass sie eine Lösung finden, ebnet ihnen den Weg zum Ziel. Und damit ist nicht nur das Erreichen des Jahrgangziels in Mathe und Deutsch gemeint …. 😉