Entspannungstechniken Teil 5
Stress bei Jugendlichen ist ein weitverbreitetes Problem, das aus verschiedenen Quellen resultieren kann. Hier sind einige der Hauptursachen und Auswirkungen von Stress bei Jugendlichen:
Ursachen für Stress bei Jugendlichen
- Schulischer Druck: der Druck, gute Noten zu bekommen und im Vergleich/ Wettbewerb mitzuhalten sowie die Erwartungshaltung sich selbst gegenüber und die der Eltern können für Jugendliche mit enormen Stress belastet sein.
- Sozialer Druck: Jugendliche erleben oft Druck, in sozialen Gruppen akzeptiert zu werden und sich anzupassen. Soziale Medien verstärken diesen Druck. Der ständige Vergleich, die Omnipräsenz in den Social Media, Bildbearbeitungsprogramme zum eigenen, falschverstandenen Perfektionismus, verschärfte Möglichkeiten zur Schikane / Mobbing durch großflächige Verbreitung.
- Familienprobleme: Konflikte in der Familie, Streit der Eltern (ob zusammen lebend oder getrennt) oder familiäre finanzielle Schwierigkeiten können zu großem Stress führen.
- Extracurriculare Aktivitäten: der Versuch, eine Vielzahl von außerschulischen Aktivitäten zu bewältigen, kann Stress verursachen. Oft sind diese das übertriebene Anspruchsdenken, das Eltern an den Tag legen, um ihren Kindern, bestimmte Hobbys oder Förderungen zur ermöglichen. Zu Lasten der Kinder. Es gibt das pädagogische Prinzip der Langweile (Langeweile fördert Kreativität und Selbstbewusstsein).
- Zukunftsängste: Die Unsicherheit über die Zukunft, zum Beispiel die Entscheidung, was nach dem Abschluss getan werden soll, ist bei den allermeisten Jugendlichen mit Stress behaftet.
- Familiengeschichte: das wird jetzt ein Punkt, den viele Eltern nicht so gerne hören wollen werden beziehungsweise vehement und nachdrücklich von sich weisen werden. Die Geschichte deiner Vorfahren spiegelt sich in deinen Erwartungen, deinem Verhalten. Hattest du als Mutter / Vater Stress in der Schule oder mit den Eltern wegen der Schule? Das ist in deinem System und ist dafür verantwortlich, wie du mit dem Thema Schule und auch Stress bei deinem Kind umgehst. Deine Kinder reagieren unbewusst auf dein eigenes Schulthema und spiegeln es dir. Das Prinzip heißt: kläre bitte deine eigenen Themen und lass dein Kind seine eigenen Erfahrungen machen.
Auswirkungen von Stress bei Jugendlichen:
- Psychische Gesundheit: Chronischer Stress kann zu Angststörungen, Depressionen und anderen psychischen Gesundheitsproblemen führen.
- Körperliche Gesundheit: Stress kann sich negativ auf den Körper auswirken und zu Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Magenproblemen und anderen körperlichen Beschwerden führen.
- Verhaltensänderungen: Jugendliche können auf Stress mit ungesunden Bewältigungsmechanismen reagieren, wie übermäßigem Essen, Alkohol- oder Drogenmissbrauch.
- Soziale Isolation: Manche Jugendliche ziehen sich unter Stress zurück und isolieren sich von Freunden und sozialen Aktivitäten.
- Schulische Probleme: Chronischer Stress kann die schulische Leistung beeinträchtigen und zu Konzentrationsproblemen sowie Gedächtnisstörungen führen.
Die Bewältigung von Stress bei Jugendlichen erfordert eine umfassende Herangehensweise. Dies kann die Förderung gesunder Bewältigungsstrategien, Unterstützung durch Eltern und Lehrer, die Pflege sozialer Beziehungen und gegebenenfalls professionelle Hilfe beinhalten. Es ist wichtig, Jugendlichen beizubringen, wie sie mit Stress umgehen können, um ihre langfristige psychische und physische Gesundheit zu schützen.
Hier kommen für diese Reihe weitere Möglichkeiten, die dir helfen können, selbst aktive Entspannung in Stresssituationen zu sorgen.
- Visualisieren
Das Visualisieren ist eine Technik, bei der du dir mentale Bilder oder Szenen in deinem Geist vorstellst, um bestimmte Ziele zu erreichen, Stress abzubauen oder deine Fähigkeiten zu verbessern. Interessanterweise machen wir das alle bereits meisterlich… Allerdings eben in die negative Richtung. Wir nennen das „Worst-Case-Szenario“. Das bedeutet, Jugendliche stellen sich vor, wie sie ihre Mathe-Schulaufgabe verhauen. Da läuft ein kompletter Film in Dolby-Suround in den Köpfen ab. Oder Eltern visualisieren bis ins Detail, dass ihr Kind bestimmt einen Unfall gehabt hat, weil es nicht pünktlich zu Hause angekommen ist.
Fakt ist: wenn wir das Visualisieren in die eine Richtung schaffen, dann können wir es auch in die andere Richtung durchführen.
Hier sind Schritte, wie du das Visualisieren praktizieren kannst:
- Ruhe und Entspannung: Finde einen ruhigen Ort, an dem du dich wohl fühlst. Setze dich oder lege dich hin und schließe die Augen. Atme tief ein und aus, um dich zu entspannen.
- Klarheit über dein Ziel: Stelle dir vor, was du erreichen oder visualisieren möchtest. Dies kann alles sein, von der Bewältigung von Stress bis zur Vorstellung eines erfolgreichen Ergebnisses in einer bestimmten Situation.
- Lebendige Vorstellung: Versuche, das Ziel so lebhaft wie möglich vor deinem inneren Auge zu sehen. Stelle dir Farben, Formen und Details vor. Wenn du zum Beispiel Stress abbauen möchten, visualisiere einen ruhigen Ort, an dem du dich entspannen könntest. Im Coaching nennen wir das „Safe Place“ … Ein geschützter Ort der für dich zum imaginären Rückzugsort wird. Ein Kraftort zum Auftanken, den du jederzeit und an jedem Ort wieder innerlich aufsuchen kannst.
- Verwendung aller Sinne: Verwende nicht nur das innere Auge, sondern auch die anderen Sinne. Stelle dir vor, wie es sich anfühlt, riecht, klingt oder schmeckt, je nachdem, was du visualisieren möchtest.
- Emotionale Verbindung: Versuche, eine emotionale Verbindung zu deiner Visualisierung herzustellen. Fühle die Freude, das Glück oder die Erleichterung, die du empfinden würdest, wenn dein schon Ziel erreicht wäre.
- Wiederholung: Wiederhole die Visualisierung regelmäßig. Je öfter du es machst, desto stärker wird die Verbindung zwischen deinem Geist und deinem Ziel.
- Positivität bewahren: Stelle sicher, dass deine Visualisierung positiv ist. Konzentriere dich auf das, was du erreichen möchtest, anstatt auf das, was du vermeiden möchtest.
- Geduld haben: Es kann ein bisschen dauern, bis du eine Veränderung spürst. Habe Geduld und bleibe dran. Das Entscheidende ist, dass du dich in dem Augenblick, in dem du visualisiert, besser und besser fühlst. Es geht hier nicht vornehmlich um das Ergebnis, es geht um den jetzigen Zustand, … dass du den Stress damit besiegst.
Visualisierung kann in vielen Lebensbereichen nützlich sein, von der Bewältigung von Stress bis zur Steigerung des Selbstvertrauens. Es ist eine kraftvolle Technik, um deine mentalen Fähigkeiten zu stärken und deine Ziele in einem besseren Zustand zu erreichen.
2. Handflächendruckpunkte
Bei sehr heftigen und akuten Stresszuständen empfehle ich meinen Klient*Innen, zwei spezielle Punkte in der Handinnenseite zu drücken. Diese Handflächendruckpunkte sind Stress-Notschalter, die in einer Notsituation durch circa zweiminütiges Drücken mit den Fingernägeln extremst stimuliert werden. Das Positive ist, dass nach diesem Drücken die angestaute Emotion des Stresses einfach abfließen kann.
Diese beiden Punkte sind so individuell verschieden, dass du dir diese bei einer Expertin / einem Experten zeigen lassen musst. Sonst können Sie nicht die gewünscchte Funktion eines Notschalters erfüllen.
3. Kinesiologie: aus der Kinesiologie kommt einen ein spezieller Griff, mit dem du bei dir selbst und, noch viel leichter, bei einer anderen Person für Entstressung sorgen kannst.
So funktioniert es:
Lege eine Handfläche auf die Stirn, die andere an den Hinterkopf.
Übe einen sanften, aber deutlichen Druck zwischen deinen beiden Handflächen aus.
Halten.
Atme einige Male tief ein und aus.
Du wirst feststellen, dass du bereits nach kurzer Zeit ruhiger wirst und sich deine Gefühle verändern. Probier es einfach mal aus!
Ganz wichtig: bevor du diesen Griff bei einer anderen Person ausführst, frage immer ausdrücklich erst nach, ob du die andere Person an Stirn und Hinterkopf mit deinen Händen berühren darfst. Auch bei den eigenen Kindern. Alles andere wäre übergriffig.
4. Powerpose: die Königsdisziplin für die Mutigen unter euch. Ich persönlich liebe es, wenn etwas gut funktioniert. Und einen kleinen Extra-Bonus erhält eine Technik, wenn sie funktioniert und sich jemand die Mühe gemacht hat, dies wissenschaftlich zu belegen.
Dies ist zum Beispiel bei Wingwave, beim Stress-Test und vielen anderen der oben genannten Übungen, der Fall.
Die folgende Übung hat ebenfalls den wissenschaftlichen Segen.
Du erinnerst dich an gestern, an die Heldenpose beim Yoga? Die Powerpose ist der große Bruder dazu. Es ist wissenschaftlich belegt, dass der Körper nach 5 Minuten in der Powerpose Hormone (tatsächlich ist es Testosteron… auch bei den Frauen) ausstößt, die dein gestresstes System stärken und wieder in die Balance bringen.
Und so geht’s: stelle dich etwas breiter als hüftbreit hin, fest geerdet auf dem Boden,
straffe die Beine und den Bauch und spanne die Pomuskeln an,
drücke das Becken leicht nach vorne und stemme deine Hände in die Taille.
Deine Schultern nimmst du bitte leicht zurück,
hebst das Kinn an,
richtest den Blick nach oben und
lässt die Mundwinkel leicht nach oben gehen.
Die ganze Haltung bitte kraftvoll und stark durchführen.
Denke nun bitte an eine Person, die du als Vorbild hast, die du wertschätzt oder bewunderst. Das kann eine Person aus deinem Familien- oder Freundeskreis sein oder ein Sportler / eine berühmte Persönlichkeit.
Während du 5 Minuten diese starke Pose hältst (so lange braucht der Körper für die Ausschüttung der Botenstoffe), gehst du gedanklich eine Verbindung zu dieser Person ein.
Was schätzt du an ihr?
Was könnte sie dir als Mentor lernen.
Wie könntest du ihr Verhalten für dich gewinnbringend einsetzen?
Vielleicht kannst du sogar in Zwiegespräche mit dieser Person gehen.
Was gibt sie dir mit auf den Weg?
Diese Übung hat noch eine sehr intensive Weiterführung im Einzelcoaching: da spannen wir um dich ein Energiefeld auf, das dich bis in die Fingerspitzen auflädt und dir ein Gute-Gefühle-Bad gibt.
Doch allein mit dieser Grundlage kannst du nach 5 Minuten Powerpose spüren, dass sich etwas in deiner Gefühlswelt verändert hat. Raus aus der Rolle des Stressopfers, rein in deine eigene Balance und Stärke.
Special Feature: normalerweise trainieren wir im Mentoring eine achtsame Art, auch mit negativen Gedanken umzugehen: bedanke dich bei dem Gedanken, dass er sich zeigt und bitte ihn, sich wieder zu verabschieden. Dann lass in gehen.
Bei dieser Übung mag ich den kraftvollen, entschlossenen Umgang mit kleineren Störfrequenzen: sollte sich während dieser 5 Minuten ein gestresster Gedanke in deine Powerpose einschleichen, … dann gib ihm im übertragenen Sinne einen deftigen Kick-Off und schicke ihn auf einen langen Flug ins All.
Es gibt noch so viele weitere Möglichkeiten, die du ausprobieren kannst, um dich aus einer Stresssituation durch eigene Entspannungstechniken zu befreien.
Doch mit den heutigen Tipps beschließe ich diese Reihe.
Ich hoffe, du konntest einige Übungen ausprobieren und hast jetzt schon deine Lieblingsübung(en) gefunden.
Egal, ob Stress wegen der Schule, wegen der Eltern, der Geschwister, der pubertierenden Kinder… Die äußeren Umstände kannst du nicht immer ändern. Aber du kannst ändern, wie du mit dieser Situation umgehst.
Du möchtest mehr über eine der Techniken erfahren oder brauchst du Unterstützung, um mit Schulstress / Familienstress umzugehen?
Schreibe mir gerne eine Nachricht unter seitz@keen-teens.de
Herzlichst,
deine Susanne Seitz