Schuljahresende – und was jetzt?
Das Schuljahr neigt sich dem Ende zu und endlich können unsere Kinder etwas freier atmen und entspannter in die Schule gehen. Für uns Eltern ist es manchmal noch nicht durch:
derzeit habe ich bei meinen Klienten vor allem ein Thema, das die Eltern beschäftig.
Was ist mit den Lücken im jetzt fast abgeschlossenen Schuljahr? Soll das Kind in die nächste Jahrgangsstufe oder ist ein freiwilliges Wiederholen sinnvoller?
Um es gleich vorweg zu nehmen: es gibt keine Musterlösung! Es gibt nur die individuelle beste Option für jedes einzelne Kind.
Erste Option: Aufrücken in die nächste Jahrgangsstufe. Welche Konsequenzen hat das für dein Kind?
Das soziale Umfeld bleibt erhalten, die derzeitigen Lücken allerdings auch – falls nicht in den Ferien ein Aufholprogramm gestartet wird. Das erfordert Disziplin und den Willen, etwas zu verändern. Ohne diese Voraussetzung kann es im nächsten Schuljahr zu Schulfrust aufgrund schlechter Zensuren kommen, die auch die Beziehungen zu Freunden belasten und innerhalb der Familie für Spannungen sorgen können.
Zweite Option: freiwillig wiederholen.
Welche Konsequenzen hat das für dein Kind?
Dein Kind muss sich neu in ein schon bestehendes System einfügen. Das erfordert vor allem während der Pubertät sehr viel Kraft und Selbstbewusstsein. Es besteht die Gefahr, dass durch die Wiederholung des Lernstoffes Langeweile entsteht („Habe ich ja alles schon gehört!“) und der eigentlich bezweckte Lerneffekt ausbleibt.
Was Du als Elternteil wissen musst, falls du und dein Kind vor dieser Entscheidung stehen:
Der Wille des Kindes muss unbedingt mit in die Entscheidung einbezogen werden.
Dazu ist es wichtig, dass alle Optionen und Möglichkeiten durchgesprochen werden und vor allem, dass dein Kind entstresst auf diese Möglichkeiten schauen kann.
Die Einschätzung der Lehrkräfte deines Kindes sollte unbedingt ebenfalls Teil eurer Überlegung sein: sie kennen dein Kind vom Unterricht – oft verhält sich ein Kind in der Schulgemeinschaft anders, als daheim in der Familie.
Manchmal ist die Angst, die Freunde zu verlieren, so groß, dass ein Kind blockiert ist für andere Wege. In dieser Situation ist es wichtig, das Kind so weit zu entstressen, damit ein offener Blick für die Chancen im nächsten Schuljahr möglich ist. Mit wingwave (einer speziellen Coachingtechnik um Stress aufzulösen) können in diesem Fall sehr gute Erfolge verbucht werden.
Wichtig ist auch zu wissen, dass es in der unterrichtsfreien Zeit der großen Ferien sehr häufig zu einem Entwicklungsschub der Kinder kommt, da der Körper und die Seele jetzt Zeit haben, entspannt und ohne Termindruck/ Leistungsstress innerlich zu wachsen – oft auch deutlich äußerlich nachmessbar. Nicht selten kommen meine Schülerinnen und Schüler ein ganzes Stück größer aus den Sommerferien zurück!
Auch wenn die Tendenz in diesem Artikel leicht in Richtung geht, dass der Schritt ins nächste Schuljahr gewagt werden soll (unter der Bedingung der Aufbereitung der Lücken des vergangenen Schuljahres): es gibt viele Kinder, die einfach noch ein Jahr länger brauchen, um die innere Reife für die Lerninhalte und Leistungsanforderungen der vorhergehenden Jahrgangsstufe zu bewältigen. Die ist nicht dann soweit, wenn ein vom Ministerium getaktetes Schuljahr zu Ende geht. Sondern dann, wenn die individuelle Entwicklung des Kindes so weit ist.
Dazu gibt es eine schöne Metapher:
Ein Meister ging mit seinem jungen Schüler in den Garten und kam zu einem Pfirsichbaum. Der Schüler wollte unbedingt einen Pfirsich essen und war schon kurz davor, einen der Pfirsiche zu pflücken.
Doch der Meister sprach:
„Nicht dann, wenn DU denkst, dass der Pfirsich reif sein soll, wird er es sein. Sondern dann, wenn der Pfirsich genügend gereift ist, um gepflückt und genossen zu werden.
Wenn du ihn jetzt erntest und isst, wird er hart und sauer sein – und du wirst über die ungenießbare Frucht schimpfen.
Der Pfirsich aber hat alle Anlagen in sich, um wunderbar süß und saftig zu schmecken… wenn wir ihm die Zeit geben, sein Aroma zu entfalten.“
Viel Freude beim Reifenlassen und Genießen!
Herzlichst, deine Susanne Seitz