Ist dein Kind hochsensibel?
Hochsensible Menschen nehmen ihre Umwelt intensiver wahr als andere. Das bedeutet, dass ihnen zum Bespiel auch Stress mehr zusetzt als anderen Menschen. Gerade bei Kindern, die sich ihr Umfeld in vielen Situationen nicht selbst wählen können, wie zum Beispiel Schule / Familie, spielt das eine große Rolle.
Merkmale hochsensibler Kinder sind, dass das Kind sehr feine Antennen für Stimmungen hat und empathisch auf viele Situationen reagiert. Oft spielt es dabei keine Rolle, ob das Kind von dieser Situation selbst betroffen (Freunde, Familie) ist oder diese nur peripher wahrnimmt (Umwelt, Flüchtlingsproblematik, Tierversuche). Hochsensible Kinder sind sehr gewissenhaft und umsichtig, mögen keine Wettkämpfe und stehen nicht gerne im Rampenlicht. Sie sind eher introvertiert und schüchtern. Durch die vielen, intensiven Sinneswahrnehmungen lassen sich hochsensible Kinder leichter ablenken.
Der Unterschied zu der (leider immer noch vorhandenen) „Diagnose“ AD(H)S ist deutlich daran zu erkennen, dass hochsensible Kinder nach einer Ablenkung wieder zum ursprünglichen Thema zurückkehren. Kinder, die Schwierigkeiten damit haben, ihre Aufmerksamkeit zu steuern, verlieren sich in der Ablenkung.
Viele Hochbegabte Kinder sind hochsensibel, was im Umkehrschluss allerdings nicht zutrifft. Hochbegabung zeichnet sich dadurch aus, dass diese Kinder ihren Altersgenossen im Bereich Wissensdurst, schnelle Auffassungsgabe und Intellekt voraus sind. Teil der Hochbegabung kann sein, dass die Umwelt aufmerksamer und sensibler wahrgenommen wird. Darin besteht die Schnittmenge zur Hochsensibilität.
Was brauchen hochsensible Kinder?
Das wichtigste ist, ein ruhiges und entspanntes Umfeld für das Kind zu schaffen. Ideal ist ein liebevoller und ruhiger Umgang innerhalb der Familie und dafür zu sorgen, dass es zwischen Terminen zu Ruhepausen kommt – etwas natürlich, das allen Kindern gut tut.
Dabei ist es besonders wichtig, auf die eigene Sprache zu achten. Einen bewussten Umgang mit Sprache kann man in Seminaren oder in Coachings lernen. Hochsensible Kinder nehmen die Zwischentöne wahr. Das, was wir normalerweise als „zwischen den Zeilen“ bezeichnen.
Eltern, die ihrem Kind zum Beispiel den Druck von der Schule nehmen möchten, sagen oft: “Es ist nicht schlimm, wenn du das Gymnasium nicht schaffst: dann gehst du runter auf die Realschule.“ Das ist gut gemeint. Bei dem Kind kommen allerdings folgende Infos an: „schlimm“, „ nicht schaffen“, „gehst runter“… Und dahinter die Botschaft: wir glauben, dass du es eh nicht schaffst.
Denn ganz ehrlich: wenn die Eltern das Vertrauen hätten, dass ihr Kind für diese Schulart geeignet ist, dann würden sie sagen: „Wir wissen, dass du es schaffst. Wir haben das Vertrauen in dich, dass du die Zeit für dich brauchst, um dich weiter zu entwickeln. Wenn wir dich dabei unterstützen können, dann sag uns einfach Bescheid.“
Jetzt kommen andere Botschaften bei dem Kind an: „schaffen“, „Vertrauen“, „leicht“. Techniken beim NLP (Neurolinguistisches Programmieren) sind ein toller Weg, um bewusst mit Sprache umzugehen. Auch „Gewaltfreie Kommunikation“ und Coachings im Bereich Achtsamkeit und Sprache sind Möglichkeiten, um bewusst mit Sprache umzugehen.
Hole dein Kind in seinen Gefühlen ab: nimm die Gefühle deines Kindes Ernst. Empathie und Intuition sind beim hochsensiblen Kind sehr stark ausgeprägt. Hochsensible Kinder neigen dazu, sich die Probleme in der Familie, der Freunde, der Natur, der Welt u.s.w. aufzuladen. Hilf deinem Kind, seine Verantwortung zu begrenzen, die Informationen zu sortieren und sich vor Manipulation (z.B. durch die Medien oder durch Gerüchte und Tratsch) zu schützen.
Gelassene Eltern und ein strukturierter Alltag (klare Regeln, Abläufe und Konsequenzen) sind ebenfalls Hilfen für das hochsensible Kind wie auch für alle anderen Kinder. Nur für das hochsensible Kind ist es eben noch wichtiger!
Ein weiteres Element beim richtigen Umgang mit hochsensiblen Kindern ist die Resilienz. Ein großes Thema für hochsensible Kinder, das die Basis dafür bildet, dass sie sich selbst einschätzen und wertschätzen lernen, auftanken sowie sich weiterentwickeln können. Dazu ist es ratsam, dass Meditation, eine Entspannungstechnik wie autogenes Training oder ein Sport wie Yoga erlernt wird. Die Möglichkeiten in diesem Bereich sind zum Glück vielfältig.
Das wichtigste als Resümee ist, dass sich dein hochsensibles Kind in seiner Person annehmen lernt: „So wie ich bin, bin ich perfekt!“. Die beste Version von sich selbst sein und sich jeden Tag weiter entwickeln können!
Darin können wir auch als Erwachsene immer noch besser werden 😉.
Ich bestärke Kinder gerne darin, dass sie ihre Eigenheiten als Besonderheiten … als „Special Feature“ sehen können.
Dieser Beitrag ist wieder einmal auf eine Anfrage einer Leserin hin entstanden. Wenn du ein spezielles Thema hast, über das du gerne mehr erfahren möchtest, dann schreibe mir gerne eine PN hier oder eine Mail an seitz@keen-teens.de