DIN heißt Deutsche Industrie-Norm. Alles wird demnach an einer vorgegebenen Form gemessen und angepasst.
DIN trifft aber, wie der Name schon sagt, nicht auf Kinder und deren Entwicklung zu!
Im Moment kommen viele Kinder in meine Praxis, die vermeintlich nicht der Norm entsprechen.
Das Kind ist 1 Jahr alt und kann noch nicht laufen?
Das Kind ist 5 und kann noch keine Schnürsenkel binden?
Das Kind ist 9 und kann das 1×1 nicht flüssig…… usw.
Wenn ich jetzt zwei 30jährige vergleichen würde, könnten die genau identisch das Gleiche?
Ab irgendeinem Alter wird es hingenommen, dass nicht alle Menschen in allen Bereichen gleich gut sind.
Der Vierjährige aber, der noch keinen „richtigen“ Menschen zeichnen kann, der muss gefördert werden, der braucht Therapiestunden.
Wirklich?
Dieser Vierjährige kann super sprechen und seine Gedanken 💭 teilen. Er kann richtig leckeren Kuchen backen, hat aber das Gefühl er kann gar nichts, weil er ja immer nur falsch malt und nicht weiß wie die Zahl 4 aussieht.
Da sitzt dieser kleine Junge also vor mir und sagt er ist dumm und er kann gar nichts und am liebsten würde er mit einer Rakete 🚀 ins Weltall fliegen und niemals wieder kommen…
Innerlich bricht es mir das Herz und ich frage mich, ob manche Erwachsene (Eltern, Lehrer, Erzieher, Onkel, Tanten, Grosseltern…) merken, was sie mit diesen kleinen Kinderseelen machen. Welche Samen dort gepflanzt werden?
Nun ist es so, dass viele Menschen auf Lehrer und Therapeuten schimpfen, weil sie Diagnosen zur Förderung empfehlen oder stellen.
Das Förderprinzip ist nicht grundsätzlich verwerflich, denn es geht um Unterstützung.
Doch meist sind es vor allem auch die Eltern, die dem Vergleichswahn unterliegen und genau diese Förderung einfordern. Was war zuerst: Henne oder Ei?
Grundsätzlich problematisch ist es, wenn Kinder eine Diagnose bekommen, die sie als Entschuldigung dafür hernehmen, dass sie etwas nicht (lernen) können.
„Ich kann keine Rechtschreibung, ich habe Lese-Rechtschreib-Störung!“
Meine Entgegnung ist dann immer: „Du kannst es lernen, wenn du dich dafür entscheidest: nur einfach anders, als du es bisher probiert hast!“
Wenn ein Kind nicht in die Norm passt und das stigmatisiert wird und sich aufgibt: darin liegt der Missstand!
Ein Kind meiner fünften Klasse sagte vor vier Wochen wörtlich zu mir:
„Ich kann nichts dafür, dass ich ein Arschloch bin: ich habe ADHS!“
Ich wünsche mir, dass dieser kleine Text zum Nachdenken anregt.
Statt DIN also lieber DIF … Dankbar für den Individuellen Fortschritt!
“Wachsen…. heißt nicht, möglichst schnell möglichst groß zu werden.
Wachsen heißt: ganz behutsam und allmählich die uns eigene und angemessene Größe zu entwickeln, bis wir den Himmel in uns berühren.“
(Jochen Mariss)
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