Ein Grundschulkind in Berlin nimmt sich das Leben, weil es die Mobbing-Situation nicht mehr aushält. In die Trauer mischt sich nach und nach die Wut über die Hilflosigkeit und fehlende Unterstützung.
Dieser Artikel soll nicht anklagen oder die Welle der reißerischen Neuigkeiten nutzen. Mit diesem Artikel möchte ich betroffenen Familien mögliche Anlaufstellen und Lösungswege darlegen.
Das Wichtige dabei ist: es gibt nicht DEN EINEN RICHTIGEN Lösungsweg, der für alle Menschen gleichermaßen passt.
Es gibt viele verschiedene Wege raus aus Mobbing, von denen der richtige für die individuelle Situation gefunden werden darf.
Zum Beispiel der No-Blame-Approach, der eine gewaltfreie Lösung zwischen Täter und „Opfer“ anstrebt.
Es gibt Projekte zur Prävention von Mobbing, die für eine gute
Klassengemeinschaft sorgen: wie an bayerischen Schulen das Projekt
Packmas. Des Weiteren helfen Experten bei Notfallnummern,
Schulseelsorger, Schulpsychologen sowie PIMO-Teams (Prävention und
Intervention bei Mobbing) an Schulen, die beteiligte Personen in einem
Mobbingfall beraten und unterstützen.
Wichtig ist eines, und das gilt für alle Situationen und Menschen gleichermaßen: die Notwendigkeit zu handeln!
Ich habe bewusst das Wort Opfer in Anführungszeichen gesetzt. Denn ein Opfer macht sich zum Opfer, weil es sich hilflos und handlungsunfähig fühlt. In dem Augenblick, in dem ein Opfer beginnt zu handeln, ist es kein Opfer mehr. Damit kommt ein neuer Prozess in Gang: eine bestehende Struktur wird aufgebrochen.
Was mich immer wieder aufhorchen
lässt sind die Aussagen meiner Schüler, wenn wir das Projekt Packmas
durchführen: über 75 % der Klasse haben schon Erfahrungen im Bereich
Mobbing gemacht – in Berlin sogar 90%!
Frühere Mobbingopfer, die
das Thema nicht lösen konnten, finden sich später häufig in der
Tätergruppe, um zu vermeiden, dass sie noch einmal in die Opferrolle
kommen.
Mobbing betrifft somit fast jeden: ganz sicher gibt es in
deinem näheren Umkreis jemanden, der damit Erfahrung gemacht hat oder
gerade macht.
Die Folgen von Mobbing sind so gravierend, dass
dringend Handlungsbedarf angesagt ist: Depression, Traumatisierung,
Sucht, Selbstmordgedanken, Suizid.
Mobbing zieht Kreise, die unberechenbare Ausmaße annehmen.
Was können wir also als Eltern tun? Hinhören. Hinschauen. Hinfühlen.
Was erzählt dein Kind von der Schule? Wie geht es ihm? Was siehst du, wenn du dein Kind „beobachtest“?
Mobbing ist ein weiter Begriff: nicht jede Hänselei und nicht jeder Streit sind gleich Mobbing. Mobbing ist ein lang anhaltender, zerstörerischer Prozess, in dem eine Person oder eine kleine Gruppe von einer organisierten Gruppe in psychischer und/oder physischer Form schikaniert wird oder ausgegrenzt wird.
Wenn du so etwas im
Umfeld deines Kindes mitbekommst, auch wenn es sich dabei um ein anderes
Kind handelt: bitte werde aktiv. Der größte Fehler, der Mobbing zudem
noch fördert, ist Nichtstun.
Hol dir Rat bei Experten und
unterstütze dein Kind, indem du sein Selbstbewusstsein förderst… um
dann gemeinsam geeignete Lösungswege anzugehen.
Wenn die Situation
nicht gelöst werden kann, dann ist die Gefahr groß, dass sie wieder
auftritt… in der Schule oder auch später am Arbeitsplatz. Die Seele
erinnert sich an die Wunden und das Leid. Sorge dafür, dass es JETZT
aufhört! Sofort!