Entspannungstechniken Teil 3
Ich glaube, dass es wichtig ist, dass wir Eltern und unsere Schulen gerade jetzt Ressourcen und Programme zur Verfügung stellen, um den Jugendlichen bei der Bewältigung von Stress und Angst zu helfen. Die Wahl der richtigen Entspannungstechnik hängt natürlich von den individuellen Vorlieben und Bedürfnissen des jungen Menschen ab.
Meine Auswahl kann dir helfen, deine eigene Technik(en) für dich herauszufinden.
• Duftanker: unser Geruchssinn ist direkt mit dem Teil unseres Gehirns verbunden, in dem Gefühle aktiviert werden. Das bedeutet, dass dein Verstand die Reaktion auf einen Duft-Impuls nicht verhindern kann. Die Reaktion ist sofort da. Kurz erklärt: wenn du etwas riechst, das du schon öfters in deiner Vergangenheit mit einem guten Gefühl gerochen hast (z.B. Plätzchen an Weihnachten), erzeugt dein Gehirn sofort das gleiche, gute Gefühl wie damals. Das gilt natürlich auch für Düfte und Gerüche, die auf angstvolle Gefühle konditioniert sind (z.B. Desinfektionsmittel beim Zahnarzt). Diese Technik kann sich jeder Mensch zunutze machen: einen speziellen Duft mit einem guten Gefühl zu verknüpfen und sich dadurch selbst zu befähigen, in einer Stresssituation durch den Impuls des Duftes gute Gefühle auszulösen. Das nennt man „Ankern“: du verankerst ein gutes Gefühl auf einen besonderen Duft und kannst somit den Impuls für dein gutes Gefühl selbst auslösen. Dabei darfst du einige, wichtige Grundlagen beim „Ankern“ beachten. Am besten hilft dir dabei ein Experte / Expertin, der/ die dir dieses richtige Ankern kurz erklärt.
- Musik: Das Hören von beruhigender Musik kann dazu beitragen, Stress zu reduzieren und die Stimmung zu heben. Das geht natürlich leichter bei geeigneter Musik. Naturgeräusche und Wellen können für Viele sehr entstressend sein. Oder das Hören eher klassischer Musik. Dazu empfehle ich, Musik von Ludovico Einaudi oder Pachelbels Canon in D auszuprobieren. Einfach mal im Hintergrund laufen lassen. Manche (jungen) Menschen meinen, dass sie auch bei lauter Rap- oder Rockmusik entspannen können. Dabei wird jedoch ein anderes Areal im Gehirn aktiviert. Das kann als Folge dazu beitragen, sich stark und selbstbewusst zu fühlen. Auch gut: denn auch hier hat dann der Stress wenig Chancen dich mit seinem „Beinklammergriff“ zu Fall zu bringen. Besser geeignet ist trotzdem die Entspannung statt der Überstimulation. Jetzt müssten wir unseren Jugendlichen Kindern nur noch erlauben, dass sie sich in Stresssituationen kurz die Kopfhörer aufsetzen… Ist das einfach zu bewerkstelligen? In der Schule schon. Aber wie geht es dir mit dem Gedanken, dass sich dein Teenager daheim bei einem Konflikt mit dir kurz die Kopfhörer aufsetzt, um sich zu entstressen?
- Klopftechnik King Kong: eine spezielle Form der Angstreduktion ist die abwechselnde Stimulation der beiden Gehirnhälften. Durch diese Rechts-Links-Bewegung werden im Gehirn automatisch Entspannungsprozesse ausgelöst. Meine Übung, die ich gerne mit meinen Schülerinnen und Schüler durchführe, stimuliert zudem auch noch die Thymusdrüse, die dafür sorgt, dass bestimmte Botenstoffe ausgeschüttet werden, die das System stärken. Es kommt also vor, dass wir in der Klasse (vor einer Schulaufgabe) uns wie King Kong hinstellen und uns selbst (spürbar, aber nicht zu heftig) mit den geballten Fäusten abwechselnd auf den Brustkorb klopfen. Die Thymusdrüse liegt direkt unter dem Schlüsselbein und durch das Rechts-Links-Klopfen dieses Bereichs werden Ängste abgebaut und Stärke aufgebaut. Eine Minute sollte der King-Kong schon dauern. Meistens schaffen wir aber eh keine Minute, weil wir irgendwann zum Lachen anfangen… Spätestens dann ist die Angst verflogen. Meinen Klientinnen und Klienten biete ich dazu intensivere Techniken der bilateralen Hemisphärestimulation wie die EMDR-Methode „wingwave“ an, die visuell und auditiv erfolgen kann.
- Achtsamkeit: Achtsamkeit beinhaltet das bewusste Wahrnehmen des gegenwärtigen Moments ohne Urteil, ohne Bewertung. Kurze Achtsamkeitsübungen können in den Schulalltag integriert werden. Zum Beispiel kurz innehalten und den Blick auf einen Gegenstand richten. Deine Hand dabei auf den Tisch oder auf deinen Oberschenkel legen. Nimm einfach nur wahr, was du jetzt siehst oder hörst oder fühlst: ohne es zu bewerten als „gut“ oder „laut“ oder „doof“. Nur wahrnehmen: „Da ist ein Stift.“ „Jetzt höre ich ein Geräusch.“ „Meine Hand liegt auf dem Oberschenkel.“ Immer wenn ein neuer Gedanke kommt, tippst du mit dem Zeigefinger auf den Tisch/ deinen Oberschenkel. Nach einiger Zeit konzentriere dich auf die Pause zwischen zwei „Tippern“. Kannst du sie fühlen? … vielleicht sogar verlängern, weil du deine Gedanken langsamer und langsamer werden lässt: als ob sie in Zeitlupe kommen und gehen? Wo … ist ….die ……Pause ……… zwischen…….. deinen……………. Gedanken? Diese Übung kann dir helfen, dein gestresstes Gedankenkarussell zu verlangsamen und dich selbst im Hier und Jetzt zu erden. Meine Schülerinnen und Schüler sagen: „Alles auf Slowmotion schalten.“ … Der Zeitlupen-Modus hilft dir zu entschleunigen und zu entstressen. Dein vegetatives Nervensystem wird es dir danken.☺️
Du möchtest mehr über eine der Techniken erfahren oder brauchst du Unterstützung, um mit Schulstress / Familienstress umzugehen?
Schreibe mir gerne eine Nachricht unter seitz@keen-teens.de
Morgen erfährst du weitere Techniken, die dir helfen, deine gestressten Gefühle selbst zu besänftigen und dich somit selbst befähigen, dich besser zu fühlen.
Egal, ob Stress wegen der Schule, wegen der Eltern, der Geschwister, der pubertierenden Kinder… Die äußeren Umstände kannst du nicht immer ändern. Aber du kannst ändern, wie du mit dieser Situation umgehst.
Bis morgen. ☺️
Herzlichst, deine Susanne Seitz