Die Tatsache, dass Millionen von Schulkindern täglich Tabletten nehmen, damit sie sich besser an die Anforderungen des Schulsystems anpassen können, bedeutet nicht, dass mit unseren Kindern etwas nicht stimmt. Es bedeutet, dass etwas in der Denkweise von uns Erwachsenen nicht stimmt.
Mit der Denkweise der Menschen, die an den Pfeilern unseres Schulsystem festhalten, weil es auf dem Papier funktioniert und wir es schon seit der Erschaffung des Schulsystems so gemacht haben. Schule ist eine tolle Institution und sie darf zu der Generation der Schülerinnen und Schüler passen, die dort unterrichtet und bei ihrer Weiterentwicklung begleitet werden.
Sie wachsen mit der Denkweise von Menschen auf, die mit eine medizinisch, pharmazeutischen Antwort auf die erhöhten Anforderungen im Leistungsbereich reagieren: Tabletten zur Steigerung der Konzentration, zum Ruhigsitzen, zum Wachbleiben. Wenn es etwas dafür / dagegen gibt, was hilft … warum nicht eine tägliche Tablette.
Dabei wird vergessen, dass es ZUERST das Medikament Ritalin gab und erst danach die Diagnose ADHS. Für die passende Lösung ein Problem gefunden.
Und sie wachsen mit der Denkweise von Menschen auf, die aus falsch verstandener Liebe zu ihrem Kind oder der Angst vor dem Scheitern beim „Projekt Kind“ ALLES tun, um ihren Sprössling ein sorgenfreies, hindernissarmes und glorreiches plus glückliches Leben zu „garantieren“: mit (Über-)Förderung, ständigem Vergleichen, medizinischer Bestversorgung und einer amerikanischen Trump-Einstellung
„Make my child great!“ … egal wie, egal zu welchem Preis, egal welche Konsequenzen! Hauptsache MEIN KIND IST VORNE DABEI. Nein, noch besser: ERSTER!!!!
Projekt Kind als Projektion der eigenen Wünsche und Lebensideale auf das Objekt Kind.
Es ist eine Herausforderung, in der jetzigen Zeit Kinder beim Erwachsenwerden und der Entwicklung zu einer eigenverantwortlichen, starken, glücklichen und gesunden Persönlichkeit zu begleiten…
Ist es das wirklich?
Hatten die Generationen vor uns nicht mit viel größeren Widrigkeiten des Lebens zu kämpfen? Kriege, unheilbare Krankheiten, Hunger, …
Meiner Meinung nach leben wir in einer der goldensten Perioden der Menschheit überhaupt. Die Probleme, die wir haben, sind selbstgemacht.
Klima? Das haben wir selbst zu verantworten.
Viele Menschen, die zu uns flüchten, weil in ihrem Land Krieg und Armut herrschen: das haben ebenfalls wir Europäer selbst verursacht (einfach mal in der Geschichte der Menschheit googeln und dann statt zu schimpfen lieber beschämt den Mund halten und mit anpacken, wenn es um Lösungen geht – das ist meine Sicht der Dinge).
Leistungsdruck? Den machen wir unseren Kindern doch selbst oder leben ihnen ebendiesen gestresst vor.
Was also tun, wenn unsere Kinder, obwohl sie in wohlhabenden und florierenden Zeiten aufwachsen können, sich so schwer tun? Sind sie anders als wir?
Ja! Das würde jetzt jede ältere Generation über die jeweils nächste sagen!
Und doch: „JA!“
Wir HABEN andere Kinder. Besondere Kinder!
Zum Teil mit zu viel übergestülpter High-End-Erziehung, zu viel Förderung, zu viel Be-Mutterung/-Vaterung, zu viel Ich-darf-so-sein-wie-ich-will-Gedanke, zu viel Anspruchsdenken und zu viel individuelles und übersteigertes Ego.
Nochmal: Ja, wir HABEN andere Kinder!
Zum Teil mit zu wenig Unterstützung von daheim bei zwei berufstätigen Eltern, zu wenig Geborgenheit und liebevoller Zuwendung, zu wenig Perspektive zum Wachsen, zu wenig finanzielle Fülle für geeignete Hilfe, zu wenig positive Begleitung bei der Entwicklung und zu wenig reale sozial Netzwerke oder familiäre Auffangnetze.
Und ja, wir HABEN andere Kinder, die wacher sind für Zusammenhänge, die alles hinterfragen (leider auch manchmal einfache Anweisungen… und das ist zwar nervig aber auch gut so! Denn sie hinterfragen den Sinn und Zweck), die über die neuen Medien schnell informiert werden und sind, die sich zu jedem Zeitpunkt Informationen beschaffen und weiterleiten können, die flexibel mit neuer Technik umgehen können, die offen sind für ungewöhnliche Lösungswege.
Solche Kinder brauchen wir in der nächsten Generation. Denn 30% der Berufe, die unsere Kinder ergreifen werden, gibt es heutzutage noch gar nicht. Sie wachsen als erste Generation der neuen Medien als „Digital Natives“ auf. Die Generation der neuen Medien und der Informationsfülle.
Zudem werden unsere Kinder ihre Berufe nicht mehr mit dem Gedanken „Auf Lebzeit“ ergreifen. Sie werden ihre Berufe mehrfach wechseln, komplette Richtungsänderungen an den Tag legen, Neues ausprobieren. Diese Generation wächst damit auf, das schnelle Wechsel und Veränderung möglich sind.
Das bedeutet, wir brauchen unsere ANDEREN Kinder, damit wir überhaupt selbst eine Zukunft haben.
Doch das funktioniert nicht, indem wir die Special Features der nächsten Generation mit Tabletten niederbügeln.
Das geht nur, indem wir unseren Kindern mit der Kombination aus wichtigen Werten der „alten Generation“ (also: WIR) plus die besonderen Merkmale und Eigenarten der neuen Generation eine Chance geben.
Alte Werte sind: Zuverlässigkeit, Disziplin, Pünktlichkeit, Respekt, Verantwortung übernehmen, … und auch Rechtschreibung (sonst nimmt euch, liebe Jugendliche, keiner Ernst!)
Neue Werte sind: Flexibilität, schnellere Auffassung, offen für Veränderung, neue Struktur bei der Verarbeitung von Informationen.
Eine sehr gute Kombi kann daraus entstehen, wenn wir sie zulassen.
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