Heikle Gespräche mit Teenagern meistern?
Das Wichtigste vorab: baue ein Gefühl von Nähe und Vertrauen auf, um eine sichere Gesprächsatmosphäre zu schaffen.
Du kennst diese Situationen: deine Teenager wähnt sich als Weltkenner, und Lebensexperte in so ziemlich allen Lebenslagen. Diskussionen mit ihm/ ihr können manchmal den Charme eines Nachbarschaftsstreites haben: ein Wort ergibt das andere und plötzlich scheppern die Türen.
Beide Parteien fühlen sich im Recht und erbosen sich über den Starrsinn, Uneinsichtigkeit, Wortwahl, Unverständnis … tbc… des jeweils Anderen. Und überhaupt: das liegt am Alter (denken sich ebenfalls beide Seiten…)
Stell dir vor, du hast eine Tochter im Teenageralter, und trifft sich mit jemandem, den du unhöflich und ungebildet findest und dem du zweifelhafte Absichten quasi schon ansiehst. Weit unter dem Niveau deines Wonnetöcherchens (Anmerkung der Redaktion: dieses Gefühl für den Kosenamen stammt noch aus einer Zeit weit, weit vor der Pubertät!)
Du möchtest deine Zweifel anbringen und mit ihr diskutieren, aber sie wirft dir wütend vor, du würdest ihr ganzes Leben kontrollieren wollen.
Der beste Weg, mit jemanden ein gutes Gespräch aufzubauen, ist: der Person das Gefühl zu geben, in seiner Situation gesehen und gehört zu werden. Eben Sicherheitsrahmen erzeugen.
Dies gelingt besonders gut, wenn du es schaffst, eine verständnisvolle Atmosphäre aufzubauen, in der die Person das Gefühl hat, dass ihre Meinung zählt. Denn je mehr Gemeinsamkeiten wir mit unserem Gegenüber haben, desto offener sprechen wir, und desto weniger können sich Angst und andere Emotionen in das Gespräch einschleichen oder eine grundsätzlich ablehnende Haltung aufbauen. Letzteres ist typisch für die Zeit der Pubertät.
Das Schlauste, was du als Elternteil in diesem Fall tun kannst, ist daher, für Nähe und Verständnis zu sorgen. Frage nach, warum deine Tochter das Gefühl hat, ihr ganzes Leben würde kontrolliert, und versuche wirklich, die Antwort zu verstehen und nachzuvollziehen.
Sobald die Tochter anfängt, sich ein bisschen zu öffnen, kannst du auf ihre Argumente eingehen und weitere Fragen stellen.
Klagt die Tochter etwa: „Endlich habe ich jemanden gefunden, der mich mag, und du machst alles kaputt“, hake nach mit: „Denkst du, dass dich sonst niemand mag außer dieser Junge?“
Auf diese Weise zeigst du, dass du versuchst, die Situation zu verstehen und eigentlich das gleiche Ziel hast wie sie: eine glückliche Person sein dürfen.
In einem solchen Gespräch ist es wichtig, dass du nicht sofort zeigst, wenn du mit etwas nicht einverstanden bist.
Es ist zunächst wichtiger, eine Basis von Nähe und Vertrauen zu schaffen. Die richtige Antwort auf „Mich mag keiner“, ist also nicht „Das stimmt doch gar nicht, du bist toll und alle mögen dich“.
Besser wäre „Was möchtest du denn gern an dir verändern?“ oder „Wer mag dich denn nicht?“
Auf diese Weise wird sich die Tochter weniger bedroht fühlen und sich eher auf ein vernünftiges Gespräch einlassen.
Dann ist der Weg für ein konstruktives Gespräch zwar noch nicht frei (das wäre zu einfach 😉), wohl aber etwas mehr geebnet.
Von solchen Grundlagen der Kommunikation profitieren beide Seiten: Eltern und Teenager.
Das Gespräch ist um so effektiver in Sachen Lösungsfindung, wenn du mit deinem Teenager dabei einen Spaziergang machst: das Laufen hilft beim Entstressen, der Blick kann in die Ferne gehen oder einander zugewandt sein, ihr könnt freier atmen und Themen kommen besser in Bewegung (im wahrsten Sinne des Wortes).
Das Gespräch gleicht dann weniger einem Kreuzverhör, sondern dient vielmehr der Begleitung bei Problemen und der Lösungsfindung.
Wenn du mehr zu guter Kommunikation in der Familie bzw. mit deinem Kind/ Jugendlichen erfahren willst, schreibe mir gerne eine Nachricht unter seitz@keen-teens.de oder nutze die telefonische Elternsprechstunde montags und dienstags am Vormittag. Termine dazu erhältst du ebenfalls unter seitz@keen-teens.de
Herzlichst, deine Susanne Seitz