Hast du einen jugendlichen, näherstehenden Verwandten in deiner Wohngemeinschaft, der deine Nerven strapaziert, weil er findet, dass „Aufräumen völlig überbewertet wird“?
Dann macht es Sinn, dass du dir Gedanken über die richtige Motivation machst.
Klar geht das auch mit einer Portion Humor, indem du das Wlan ausschaltetest und verkündest, dass es leider aufgrund der Unordnung nicht mehr durchkommt und anscheinend erst dann wieder verfügbar ist, wenn Ordnung im Teenagerzimmer herrscht.
Oder du klebst Haftzettel an herumliegende Gegenstände, auf denen eine Frist steht wie „16:00 Uhr “ nach der die Parkzeit auf dem Boden / hinter dem Bett / neben dem Papierkorb abgelaufen ist. Dann kommt der Abschlepper und beseitigt die Parksünder.. ab in den Keller.
Ich habe selbst mal alle herumliegenden Klamotten meiner Kinder immer fest verknotet. War lustig … für mich! Und zeigte unheimlich schnell Wirkung.
Wenn du aber jemanden davon überzeugen möchtest, sein Verhalten auf langfristige Sicht zu ändern, müssen zunächst bestimmte Lernprozesse angekurbelt werden, die Zeit und Muße brauchen – denn nur das momentane Verhalten eines Menschen kann augenblicklich beeinflusst und verändert werden.
Wenn also ein Vater seine jugendliche Tochter dazu motivieren möchte, ihr Zimmer aufzuräumen, ist es kontraproduktiv, ihr zu versprechen, dass sie nach dem Aufräumen fernsehen darf.
Stattdessen sollte der Vater ihr erklären, dass sie viel schneller ihre Schminksachen wiederfindet, wenn diese immer schön aufgeräumt und daher auch griffbereit sind, und sie daher mehr Zeit in der Früh hat und länger schlafen kann. So hat das Aufräumen direkten Bezug und erzeugt eher, dass die Tochter auch in Zukunft mehr Ordnung halten wird.
Die Strategie, eine Person zum Aufräumen zu motivieren, ist, ihr klar zu machen, dass ihre unerfüllten Bedürfnisse befriedigt werden, wenn sie das gewünschte neue Verhalten an den Tag legt.
So kann eine Mutter beispielsweise ihren pubertierenden Sohn zum Aufräumen motivieren, indem sie ihm vorschlägt, gemeinsam mit ihm dabei einige Sachen auszusortieren, die anschließend verkauft oder verschenkt werden können. Platz für Neues oder bessere Möglichkeiten, Ordnung zu halten.
Wir sollten jedoch dringlichst von der negativen Motivation Abstand nehmen: Droht die Mutter ihrem Sohn negative Konsequenzen an, wenn er nicht aufräumen z.B. ihm sein Handy wegzunehmen – wirkt das nicht nur demotivierend auf den Jungen, sondern bringt auch seine Mutter selbst in Kontrollstress: Um glaubwürdig zu wirken, müsste sie täglich sein Zimmer kontrollieren und gegebenenfalls mehrfach seine Handy abnehmen.
Meist ist diese Lösung nur kurz anwendbar: spätestens wenn in der Sportgruppe die neuen Trainingszeiten diskutiert werden oder das Pubertier beteuert, dass es eine Frage zu schulischen Themen hat, werden Eltern schwach.
Negative Motivation ist also nicht nur unangenehm und schädlich für zwischenmenschliche Beziehungen, sondern bringt auch noch eine Menge Stress und Ärger mit sich.
Daher sollte sie, wenn überhaupt, immer das nur letzte Mittel sein, um jemanden zu motivieren.
Viel günstiger ist es, einen Vorteil zu finden, der für dein Kind einen positiven Grund ausmacht, sein Aufräumverhalten zu überdenken und zu ändern.
Viel Spaß beim Finden der Gründe, die für DEIN Kind zählen.
Und zusätzlich bitte etwas in die Entspannung gehen, dass „Ordnung“ (innerlich wie äußerlich) während der Pubertät einfach eine andere Definition hat als unsere eigene.