10 Herausforderungen, die Eltern oft im Umgang mit ihren pubertierenden Kindern haben – und wie du ab jetzt besser damit umgehen kannst.
8. Die Privatsphäre deines Kindes achten
Artikel 12 der Menschenrechte von 1948: Jeder hat ein Recht auf Privatleben:
Niemand darf ohne Erlaubnis oder guten Grund in unsere Wohnung kommen, Briefe öffnen, Gespräche mithören oder uns und unsere Familie belästigen. Auch unser Name darf nicht in den Schmutz gezogen werden.
Echt jetzt? Die Menschenrechte? Ja! Respekt, Toleranz, Achtung der Würde, die Wahrung der Unversehrtheit der Person, Demokratie, … das fängt zuhause an.
Jedes Kind hat ein Recht auf Privatsphäre. Das Zimmer unerlaubt zu betreten, Schubladen zu durchwühlen oder gar das Tagebuch zu lesen, muss für alle Eltern absolut tabu sein.
Bei Drogenkonsum, dem falschen Umgang oder wenn sich Kinder in einer anderen Gefahr befinden, ist es zwar rechtlich erlaubt, auch schon mal in der Post oder dem Tagebuch des Kindes zu lesen.
Denn es obliegt immer noch dem Wohn- und Sorgerecht seiner Eltern.
Allerdings fühlt sich das Kind dadurch hintergangen und sein Vertrauen ist gebrochen, sodass eine vernünftige Problemlösung in weite Ferne rückt.
Da entstehen dann Klüfte und Vorwürfe, die Jahre später noch auf den Tisch kommen…
ein derber Vertrauensverlust.
Was du stattdessen tun kannst:
* Frage um Erlaubnis, wenn du das Zimmer deines Kindes betreten willst, und zeige ihm auch in anderen Situationen, dass du seine Privatsphäre wahrst und ihm vertraust. Klopfen an der Zimmertüre und auf ein „Ja!“ von innen abwarten, ist ein wichtiges Ritual, das in jeder Familie für jede geschlossene, persönliche Zimmertüre gilt.
* Sprich Probleme oder Sorgen in einem möglichst ruhigen Moment an. Dein Wort hat mehr Gewicht, als du wahrscheinlich vermutest. Da kannst du auch die bei Tipp 6 angesprochenen vier Schritte der Ich-Botschaften anwenden. Viel wirksamer und nachhaltiger als einen Verdacht äußern oder gar sich selbst Beweise verschaffen wollen.
* Wenn du die Nähe deines Kindes suchst, es deinem Kind aber gerade nicht danach ist, darfst du das respektieren. Auch das ist die Wahrung der Privatsphäre.
* Überwachung der Handyzeiten indem das Handy deines heranwachsendes Kindes überprüft wird, geht einfach nicht. Bitte es, dass es selbst darauf schaut und dir sagt, ob es mit dieser Zeit gerechnet hat, ob es sich richtig eingeschätzt hat. Frage es, ob es Möglichkeiten gibt, diese Zeiten zu reduzieren. Welche Vorschläge kommen. Zuhören ohne zu werten ist hier auch hier ein Prinzip des Respekts. Es wäre übergriffig, hier schon wieder mit unserer Meinung zu deckeln. Da ist gerade ein Prozess am Entstehen. Gib ihm bitte Zeit, bis du mit deinen eigenen Vorschlägen zu diesem Prozess beiträgst.
* Und was ist mit unseren Menschenrechten? Warum hält sich unser Kind im Umgang mit uns nicht daran? Indem DU dich daran hältst sorgst du dafür, dass diese Rechte gesät werden. Es gibt ein Leben nach der Pubertät und wie schön wird es sein, wenn du dann ernten kannst, was du jetzt anlegst. Jetzt gerade bilden sich neue Wege im Gehirn deines Kindes. Sorge bitte du dafür, dass es gute Wege sind.
Wie geht es dir heute mit der Frage:
Was liebst du an deinem Kind? Was kannst du vor einer anstehenden Situation groß machen, damit du dich nicht durch die Grenzüberschreitungen verletzt fühlst, sondern die Herausforderung annimmst, deinen Teenager in dieser stürmische Zeit zu respektieren?
Herzliche Grüße,
Susanne Seitz