10 Herausforderungen, die Eltern oft im Umgang mit ihren pubertierenden Kindern haben – und wie du ab jetzt besser damit umgehen kannst.
7. Bedingungslos lieben
Natürlich wirst du jetzt im ersten Augenblick, da du diese Zeilen liest, protestieren: „Ich liebe mein Kind! Auch in der Pubertät!“
Ich möchte dir jedoch die Augen für eine feine Nuance öffnen, dir ein Gefühl dafür geben, was bedingungslos lieben bedeuten kann.
Wir, die wir jetzt im Augenblick Kinder im Teenageralter haben, sind sehr stark geprägt von der Erziehung unserer Eltern, die wiederum eine Erziehungsmethode einer bestimmten Generation angehört hat.
Die Generation unserer Eltern wiederum war geprägt von der Erziehung deren Eltern.
Das bedeutet, in unsere Erziehung sind die ehernen Werten unsere Eltern und deren Eltern angelegt.
In mancher Fachliteratur wird sogar davon gesprochen, dass es bis zu sieben Generationen sind, die damit rein spielen.
Wer von uns kennt nicht die Sprüche „Ohne Fleiß kein Preis“, „Schuster bleib bei deinen Leisten.“, … und viele andere Aussagen, die auf das preußische Gehorsamsprinzip, Leistungsgedanke und auch das Korsett der eigenen Wünsche ausgerichtet sind.
Wir wurden von unseren Eltern geliebt, keine Frage. Und doch sind wir, nicht nur durch unsere direkte Erziehung, sehr stark geprägt von einer leistungsorientierten Gesellschaft.
Aus dem Kind soll doch etwas werden!
Was denn?
Alle Antworten auf diese Frage sind: mein Kind soll glücklich werden.
Gemeint ist damit aber oft: ich möchte, dass ICH glücklich mit den Weg meines Kindes bin.
Bitte einfach mal ehrlich in dich reinfühlen, ob das nicht ein Kern Wahrheit im letzten Satz steckt.
Wir haben uns irgendwann entschlossen, Kinder zu bekommen.
Doch der Deal war nicht, dass wir Kinder bekommen, die uns glücklich machen.
Der Deal lautet, unsere Kinder zu lieben und ihnen Wurzeln zu geben, damit sie selbst fliegen lernen.
Bedingungslose Liebe bedeutet für mich:
Die Worte (manchmal einfach auch nur leise innerlich formuliert, denn pubertierende Ohren nicht immer so gut hören):
„Ich habe dich lieb!
Ohne wenn und aber.
Ich habe dich lieb, obwohl du gerade ein kratzbürstiges und wiedersprechendes Wesen in meinem Leben bist, das sich gerade seinen Weg sucht und ihn noch nicht nicht sehen kann.
Ich habe dich lieb, da ich den Schmerz fühlen kann, in dem du dich gerade befindest (ich bin da auch durch).
Ich habe dich lieb, weil ich spüre, wie sehr du gerade jetzt meine Liebe brauchst… in deiner ersten Lebenskrise, in der es durch für dich anfühlt, als würde such aber und jeder gegen dich stellen.
Ich habe dich lieb, weil ich dich in diese Welt geboren habe und damals ein unausgesprochenes Versprechen gegeben habe. Dass ich auf dich aufpasse, für dich sorge und dich liebe. Solange du es für dich brauchst.
Und nicht nur dann, wenn du lieb und angepasst bist und mich glücklich machst, sondern vor allem dann, wenn du mich am meisten ablehnst.
Ich hab dich nicht lieb, weil…
Ich hab dich lieb, obwohl … !“
Was du tun kannst:
* Bleibe gelassen und liebevoll und lass diesen Sturm des Lebens an euch vorüber ziehen, ohne dass euer Schiff Familie davon Schaden nimmt: zieh die Segel ein, damit sich diese nicht im Sturm der Pubertät aufblähen und das Schiff Fahrt in die verkehrte Richtung aufnimmt. Lass den pubertären Wind sich nicht in deinen Segeln deiner Liebe verfangen und sie in Fetzen reißen.
* Öffne immer wieder die Türe, gehe immer wieder ins Gespräch: am besten dann, wenn kein Sturm tobt.
* Sage und zeige deinem Kind gerade in dieser Zeit immer wieder, wie sehr es auf deine Liebe bauen kann. Lass es spüren, dass du es liebst, obwohl ihr gerade Stress habt und du mir seinem Verhalten haderst. Es ist das Verhalten, dass du in Frage stellst. Nicht die Liebe zu deinem Kind. Das macht einen riesigen Unterschied.
*Setze weiterhin Grenzen und baue sichernde Leitplanken. Die „Werkzeuge“ dafür sind Liebe, Klarheit, Bestimmtheit und Gelassenheit.
* Heute ist Tag der Deutschen Einheit plus Erntedank. Vielleicht ein schöner Gedanke, dass wir uns heute ganz besonders um die Einheit im kleinen Mikrokosmos Familie kümmern und dankbar sind für das was wir säen durften und was sich jetzt auf die Ernte vorbereitet. Dein Kind hat deine Gene, du lebst ihm tagtäglich vor, was du leistest. Bitte vertraue darauf, dass diese Anlagen und das Vorleben irgendwann Früchte trägt. Nicht, weil du an der Pflanze ziehst und zerrst. Sondern weil du den Boden bereitest sowie dafür sorgst, dass es genügend Wasser und Sonne bekommt. Alles andere geschieht von selbst.
* Frage dich immer wieder einmal, vor allem aber in Zeiten, wenn es wieder einmal stürmt: „Was würde die Liebe tun?“
Und ja: dieser Tipp heute ist ein flammendes Plädoyer für die Liebe.
Für die Liebe zu deinem Teenager… weil er sie noch nie dringender gebraucht hat als jetzt.
Und je mehr du darüber nachdenkst, desto klarer wird die Tragweite der Frage:
Was liebst du an deinem Kind? Was kannst du vor einer anstehenden Situation groß machen, damit du dich nicht durch die Grenzüberschreitungen verletzt fühlst, sondern die Herausforderung annimmst, deinen Teenager in diesen stürmische Zeit zu lieben?
Herzliche Grüße,
Susanne Seitz