10 Herausforderungen, die Eltern oft im Umgang mit ihren pubertierenden Kindern haben – und wie du ab jetzt besser damit umgehen kannst.
2. Zu viele Verbote
Klare Regeln und Grenzen sind in der Erziehung unablässig. Schimpfen, Drohen und Bestrafen sind im Umgang mit Pubertierenden (wie auch mit Kindern) nicht hilfreich, sondern eher kontraproduktiv.
„Strafen“ verursachen keine Einsicht und nur selten eine fundierte Verhaltensänderung. Stattdessen wird aber die Beziehung zwischen Eltern und Kind erheblich gestört und belastet.
Das jugendliche Kind ist eher wütend über die von seinen Eltern verhängte Strafe als sein eigenes Verhalten zu überdenken.
Eine Überschreitung einer Grenze beziehungsweise ein unangemessenes Verhalten deines Teenagers darf nur eine Konsequenz sein, die im direkten Zusammenhang mit dem Verhalten steht und die vorher angekündigt war. Sonst ist es Willkür und Übergriff.
Jugendliche sind stets daran interessiert, Regeln in Frage zu stellen, um selbstständiger zu werden und mehr Macht über ihre eigenen Entscheidungen zu bekommen. Je mehr Verbote du aussprichst, desto eher verheimlicht dir dein Kind etwas, lügt oder macht Dinge hinter deinem Rücken. Das belastet das Vertrauensverhältnis und eure Beziehung zueinander, was weitere Probleme nach sich zieht.
Was du stattdessen tun kannst:
- Überdenke deine Verbote und hinterfrage, ob sie überhaupt noch altersgerecht sind.
- Lockere Verbote je nach Altersstufe auch mal und lasse dich auf Kompromisse ein.
- Gib deinem Kind einen Vertrauensvorschuss und die Möglichkeit, seine Zuverlässigkeit unter Beweis zu stellen, auch wenn in der Vergangenheit nicht immer alles 100%ig geklappt hat.
- Wenn es gut klappt, gib bitte direkt positives Feedback. Wir alle neigen dazu, dass wir den Blick auf Fehler richten. Das haben wir leider in unserer Schulzeit so verinnerlicht: da wurden und die Fehler rot leuchtend aufgezeigt und wenig Fokus auf die vielen richtigen Bereiche der Leistung gelegt.
- Wenn etwas nicht geklappt hat, ist es wichtig eine logische Konsequenz aus diesem Verhalten folgen zu lassen. Keine Strafe!
- Diese Konsequenz muss vorher bekannt sein. Denn: wie würdest du dich fühlen, wenn du zu schnell fährst und du von der Polizei statt dem bekannten Bußgeldkatalog plötzlich eine völlig andere, meist stark überzogene Strafe über dich ergehen lassen musst. Da würdest du auch protestieren und anmerken, dass es so nicht bekannt war. Du fühlst dich also eher wütend auf die Strafe als dein eigenes Fehlverhalten, das Zu -Schnell-Fahren, als Ursache einzugestehen.
- Vorher also über die möglichen Folgen reden und klar kommunizieren, was in den Waagschalen liegt.
- Und jetzt folgt der schwierigste Part für uns Eltern: diese Konsequenz muss von uns Eltern wirklich in aller Ruhe und Bestimmtheit auch eingehalten und durchgezogen werden. Immer verknüpft mit den Worten: „Wir haben das im Vorfeld so vereinbart, du hast dich dazu entschieden, dass du unsere Vereinbarung nicht einhältst. Das kann vorkommen, aber trotzdem halten wir uns jetzt an die ausgemachte Vereinbarung. Ich bin mir sicher, dass wir in … (Zeit einsetzen) es noch einmal angehen können.
- Nur durch diese klar und ruhig kommunizierte Konsequenz aber auch das Vertrauen in dein heranwachsendes Kind schafft die Basis dafür, was als Leitplanken in der Erziehung gilt: die Führung und Begleitung unseres Kindes darf jetzt noch nicht aufhören. Aber es darf ein Spielraum eingeräumt werden. Erfahrungen dürfen gesammelt werden. Und die Konsequenzen von Verhalten sind die Leitplanken, die unser Pubertier davor bewahren, sich in Schwierigkeiten zu bringen.
Und vor allem immer noch die Frage:
Was liebst du an deinem Kind? Was kannst du davon vor einer anstehenden Situation groß machen, damit du dich nicht durch die Grenzüberschreitungen verletzt fühlst, sondern die Herausforderung annimmst, dein Kind durch diese stürmische Zeit zu begleiten?
Herzliche Grüße,
Susanne Seitz